2025 05 11 DouaiGedenken2

Teilnahme an der Gedenkfeier anlässlich des Endes des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren an unserer Partnerschule Saint Jean

Als kleine Delegation unserer Schule fuhren wir vom 8.-9. Mai nach Nordfrankreich: Laura Kneer (9a), Melvin Neufeld (9b), Lieselotte Wurm (9c), Herr Grewe, Frau Berkenheide, Frau Dorsz und Bruder Anno. Der Anlass war eine Einladung zur Teilnahme an der Gedenkfeier, die in Frankreich traditionell würdevoll begangen wird und in diesem Jahr in besonderer Weise in der Institution Saint Jean gefeiert werden sollte.

Nach der 3. Stunde fuhren wir am Donnerstag mit dem Schulbulli los und bekamen einen kleinen Einblick in die gemütliche Stadt Eupen auf der Suche nach einem Café. Am frühen Abend erreichten wir Douai, wo die Jugendlichen von ihren Gasteltern erwartet wurden, während sich die Erwachsenen in lockerer Runde mit ihren für den Austausch verantwortlichen Kollegen und Kolleginnen trafen: Madame Czarnecki (Deutschlehrerin), Joana Scheiwe (Sprachassistentin) und Monsieur Renault (Schulleiter des Collège).

Morgens trafen wir uns alle wieder in der Schule, wo wir von Monsieur Chuepo, dem Schulleiter, begrüßt wurden und unsere Ausweise erhielten, die uns als teilnehmende Gäste kennzeichneten. Ein kurzes Bonjour in verschiedene Richtungen, ein Saft oder Tee, dann begannen die Festlichkeiten um 8 Uhr mit einer Messe. Bruder Anno wurde gebeten, die Lesung auf Französisch vorzutragen. Danach versammelten wir uns auf dem Schulhof, wo die französische Trikolore gehisst wurde und ein Schülerchor die Marseillaise vortrug. Der feierliche Moment wurde dadurch betont, dass Herr Grewe mit anderen Würdenträgern zusammen die Ehrenformation abschritt, bestehend aus Vertretern des Militärs und Reservisten.

Der weitere Verlauf des Festaktes fand im Amphithéâtre statt, ähnlich unserer Aula. Nach mehreren offiziellen Reden, in denen zum einen an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges für die Schule und die Stadt erinnert wurde, zum anderen die Botschaft des Friedens und der Verantwortung in einem freien Europa betont wurde, kam es zum eigentlichen Höhepunkt des Tages: Emmy, eine Schülerin der Première (entspricht unserer Q1), ist geschichtlich sehr engagiert. Ihr Anliegen war es, dass eine Gedenktafel an die 29 im Zweiten Weltkrieg verstorbenen Lehrer und Schüler von Saint-Jean erinnert. Sie recherchierte deren Namen und setzte sich darüber hinaus mit den Familien der Opfer in Verbindung, um mehr über ihr Leben zu erfahren. Diese Gedenktafel aus Marmor wurde feierlich in Anwesenheit der Familien enthüllt und Emmy las die Namen vor, wobei ausgewählte Schüler und Schülerinnen – darunter auch Laura, Melvin und Lieselotte – zu jedem vorgetragenen Namen eine Rose ablegten.

Eingeladen zu der Zeremonie waren die beiden deutschen Partnerschulen, also das Recklinghäuser Theodor-Heuss-Gymnasium und unser Gymnasium der Benediktiner. Nachdem die Schulleiter jeweils ihre Rede vorgetragen hatten, folgten die Schülerbeiträge. Herr Grewe hatte in seiner exzellent auf Französisch vorgetragenen Rede bereits betont, wie wichtig der dauerhafte Frieden sei. Der russische Angriff auf die Ukraine habe die geopolitische Lage und insbesondere die Sicherheitslage in Europa grundlegend verändert, wodurch das Thema Frieden und Versöhnung noch stärker in unser kollektives Bewusstsein gerückt sei. Hinsichtlich der deutsch-französischen Beziehungen betonte Herr Grewe, dass es gerade die Aufgabe der jungen Menschen sei, die Lehren aus den vergangenen schrecklichen Kriegen in die Zukunft zu tragen, denn die Erinnerung höre nicht auf: ohne Erinnerung keine Zukunft. Die klare Botschaft: Frieden entsteht nicht von selbst. Der Frieden braucht uns. Der Frieden braucht dich.

Daran schlossen wir an, indem wir an drei Beispielen aus unserem Schulalltag vorstellten, in welcher Weise wir uns in der Schule dafür engagieren, den Leitgedanken des bereits in der Benediktsregel erwähnten Friedens – Suche den Frieden und jage ihm nach! – in unserem Schulalltag umzusetzen. Dazu überreichten wir als symbolisches Geschenk ein Bild, das Viktoria Larin (9c) zu diesem Friedensmotto gestaltet hat und das bald einen Platz in unserer französischen Partnerschule findet, um unsere Verbindung sichtbar zu machen. (Um die Verbindung unserer Schulen greifbar zu machen, wird demnächst eine Kopie dieses Bildes in unserer Schule angebracht werden.) Die Schülergruppe aus Recklinghausen trug das berührende Gedicht „Liberté“ von Paul Eluard vor und brachte neben einem Gastgeschenk eine aus Händen bestehende Girlande mit, die das Peace-Zeichen formen. Sie luden die Anwesenden dazu ein, ihre Gedanken zum Frieden auf die Rückseite zu schreiben. Auch diese Girlande wird in Saint Jean ihren Platz finden.

Das Ende des Festakts wurde mit dem Apéritif eingeleitet. Das u.a. angebotene Wasser war klar oder mit Sirup leicht blau beziehungsweise rot gefärbt, Sinn für Symbolik also auch hier. Das Mittagessen bestand aus einer Fülle an Fingerfood und das Dessert-Büffet machte die Wahl nicht leichter.

Gegen 14 Uhr war das offizielle Ende der Feierlichkeiten erreicht und wir mussten uns, gefühlt viel zu früh, von unseren französischen Freunden verabschieden. Was für eine Ehre, Teil dieser Gedenkfeier zu sein! Es hat für uns einen anderen Klang, wenn wir sagen: Lang lebe die deutsch-französische Freundschaft. Lang lebe der Friede. Vive l’amitié franco-allemande! Vive la paix!

Text : Christiane Dorsz

Fotos : Dorothee Berkenheide, Carole Czarnecki, Christiane Dorsz, Hendrik Grewe, Laura Kneer, Melvin Neufeld, Bertrand Renault, Lieselotte Wurm